Powered By Blogger

Freitag, 27. April 2018

Girl Cave

Seit Jahren schon ist die Welt im Serienhype. Netflix, Amazon Prime und Co. machen ein Geschäft wie nie zuvor, eben „Netflix&Chill“ statt Kino mit Popcorn.
Ich selbst bin mit Serien aufgewachsen. „Meine peinlichen Eltern“, „Baxter“, „Sturmfrei“ und noch unzählige Kinder- und Jugendserien auf Kika haben mich und meine Sehgewohnheiten geprägt.
Mit ca. zwölf bin ich dann auf die gängigen Sitcoms die bei Prosieben rauf und runter laufen gekommen. Und hängen geblieben. „How I met your mother“ ist bis heute eine meiner Lieblingsserien.
Egal ob abc, HBO, BBC oder Netflix es existieren unzählige geniale Serien, und vielleicht widme ich diesen Perlen mal einen anderen Post. Was viele nicht wissen: auch auf You Tube gibt es erfrischende deutsche Miniserien.
Heute möchte ich über „Girl Cave“ reden, eine Serie über drei Mädels von 16 Jahren in einer ganz gewöhnlichen Deutschen Kleinstadt, Julija, Caro und Zada, die vielleicht nicht ganz normal sind. Okay, nicht nur vielleicht. Aber das macht die drei auch so sympathisch und real.
In den acht Folgen je ca. zwölf Minuten geht es um die erste Liebe, Cosplay, Abenteuer, Schule, Gitarrenstunden, Familie, Zocken, Erwachsenwerden, Fanfictions und ganz besonders um Freundschaft.
Julija ist die meiste Zeit ihrer Kindheit ohne ihre Mutter aufgewachsen, und das war auch eigentlich ganz okay, sie war eben nicht für das Familienleben geschaffen, sie wollte frei sein. Als ihr Vater Julija jedoch mitteilt, dass ihre Mutter gestorben ist, hinterlässt sie ihrer Tochter eine Art Notizbuch voller komischer Lebenstipps. Doch Julija, Caro und Zada lassen sich nicht abschrecken, und jede Folge widmet sich einem dieser seltsamen Tipps. Mal sollen sich die Mädels mit ihren Omas beschäftigen, mal zunehmen, und ein anderes Mal werden Haschbrownies gebacken. Mit viel Selbstironie, aber auch Situationskomik wachsen die drei besser zusammen und lernen mehr über sich selbst und das Leben.
Die drei Jungschauspielerinnen spielen ihre Rollen sehr authentisch, die Dialoge sind erfrischend realistisch, und ich kann mich mit allen drei Protagonisten sehr gut identifizieren und ich denke das kann jeder, der wenigstens ein bisschen nerdig ist und einmal jung war. Caro und Zada erinnern mich zudem SEHR an meine beiden besten Freundinnen, insgesamt kann ich mich aber in allen dreien wiederfinden. Es gibt zwar einige Cringe-Momente, aber so ist eben das Leben.
Leider wird es wohl keine zweite Staffel mehr geben, was ich sehr schade finde, denn Julijas Notizbuch ist noch voller verrückter Ideen, aber wenigstens ist die Serie in ihrer Kürze sehr schön anzusehen, sogar, wenn man möchte, an einem Abend.
Auf dem YouTube Kanal „Girl Cave“ sind nicht nur die Folgen selbst zu finden, sondern auch sehr lustige Spezials und Making-Offs.



Wenn ihr also nach einer kleinen Serie für 1. Mai zur Ausnüchterung sucht, bedient euch, ich meinerseits werde mich in meiner ganz persönlichen „Girl Cave“, meinem Zimmer, verkriechen, und ein paar andere Welten abtauchen, vielleicht erzähle ich nächste Woche von einer ;)

Freitag, 20. April 2018

Ready Player One

Disclaimer: dieser Eintrag ist vollkommen Spoilerfrei, ich werde lediglich Andeutungen machen, die für alle verständlich sind, aber keine Plottwists oder ähnliches Verraten.

Ich weiß man soll Bücher und ihre Adaptionen auf der großen Leinwand nicht vergleichen...aber ich kann nun mal nicht anders!
Für mich, die ohne Hörbuch oder ähnliches auf den Ohren nachts kein Auge zu bekommt sind die Hörbucher auf Spotify ein Segen. Es gibt nicht viele, und auch nicht immer unbedingt die neusten Bestseller, doch manchmal findet sich der eine oder andere kleine Schatz (nachhelfen kann man mit der kostenlosen App „Spooks“). So auch diesmal, „Ready Player One“ gelesen von David Nathan, einem meiner Stimmen (so schön tief *-*), und ich muss zugegen, dieses Hörbuch hat mich um die eine oder andere Stunde gebracht, ein wahrer Indikator für Qualität. Ein von Ernest Cline verfasster Sci-Fi/Abenteuer/Dystopie Roman mit unzähligen 80-er Referenzen!
Wade Watts, geboren 2027 lebt 18 Jahre später in den überfüllten „Stacks“, den Flüchtlingsvierteln am Stadtrand von Oklahoma City bei seiner Tante. 2045 ist die Erde nicht mehr so wie wir sie jetzt kennen, die Energie Krise zwang viele Menschen auf dem Land in die Städte zu flüchten, so auch Wade und seine Eltern. Diese Verstarben beide als er noch klein war, doch beide führten ihn an die damals noch junge „OASIS“, eine VR-Welt in der ALLES möglich ist. Man kann sein wer man will, tun was man möchte, und es ist komplett anonym. Im Laufe der Zeit flüchteten die Menschen nicht nur in die Städte sondern auch dem Wunsch der schrecklichen Realität komplett entfliehen zu können in die OASIS.
Als nun der Erfinder der OASIS, James Halliday, 2040 verstirbt, erscheint ein Video auf seiner Website welches verkündet, dass er ein „Easter Egg“ in seiner Erfindung versteckt hat,und der der dieses findet erbt eine Viertel Billionen Dollar und die Macht über die OASIS! Um dieses Easter Egg zu finden müssen drei Schlüssel und drei Tore gefunden werden, für die nicht nur ein enormes Wissen über das Leben Hellidays sondern auch über die Popkultur der 80er nötig ist: Computerspiele, Bücher, Musik, Serien, Filme, Persönlichkeiten, durch seinen Tod hat Helliday es geschafft das Jahrzehnt in dem er groß geworden ist noch einmal ganz neu aufleben zu lassen. „Jäger“ auf der ganzen Welt, egal ob allein oder zusammen in Clans sucht die ganze Welt nach diesem Ei, und versucht das erste Rätsel zu knacken. Doch natürlich suchen nicht nur Nerds nach dem Ei, sondern auch der weltweit größte Internetanbieter iOi sind auf eher grenzwertigen Wegen mit allen nur erdenklichen Mitteln auf der Suche, um die kostenlose OASIS zum feuchten Traum aller hardcore Kapitalisten zu machen: nur benutzbar mit einem kostenpflichtigen Abo und zugekleistert mit Werbung.
Seit fünf Jahren ist niemand wirklich weiter gekommen, als dann plötzliche in bis dahin unbekannter Avatar Namens „Parcival“ den ersten Platz auf dem Scoreboard der Jagd einnimmt. Doch auch er hat erst ein Drittel des ganzen geschafft und die größten Herausforderungen warten noch auf ihn...

Ich bin kein großer Gaming- oder 80er-Fan muss ich zugeben, doch das hat dem Genuss keinesfalls geschadet, eher im Gegenteil, ich interessiere mich jetzt mehr dafür (bei dem Indiespiel fürs Smartphone „World of Wizards“ bin ich F38768, added mich ruhig, bin aber nicht sehr gut xD). Ein Grund, warum ich mir dieses Hörbuch überhautpt angehört habe war, dass „Ready Player One“ unter der Regie von Steven Spielberg himself am 5. April in die deutschen Kinos kam. Letzte Woche war es dann auch entdlich so weit, und ich konnte ihn mir mit meiner mit meiner besten Freundin zusammen im Kino unseres Vertrauen in 3D anschauen. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen am Ende etwas zu vergleichen.
Der Film hat defintiv seine Stärken. Visuell fand ich ihn sehr schön, die OASIS war zwar ganz anders designed als ich sie mir vorgestellt hatte, aber was habe ich denn schon für eine Ahnung. Auch die Begebenheiten in der realen Welt wurden sehr realistisch dargestellt, hoffen wir, dass die Welt 2045 nicht so aussieht.
Die Darsteller waren mir größtenteils nicht bekannt, außer „Art3mis“, gespielt von Olivia Cooke, welche ich schon aus „Me, Earl and the Dying girl“ kannte (toller Film, aber das Buch ist noch besser, die Dialoge finden alle in Drehbuchform statt), ich muss aber sagen, ich fand die fünf jungen Hauptdarsteller „zu hübsch“. Im Buch als übergewichtig hässlich, entstellt beschrieben, und im Film normalgewichtige bis schlanke junge attraktive Frauen und Männer. Ist aber kein großer Kritikpunkt, schließlich ist Schönheit objektiv und da der Roman aus Wades Sicht geschrieben wurde ist die Einschätzung seines Aussehens wohl nicht ganz für voll zu nehmen.

Die Story an sich unterscheidet sich im großen und ganzen nicht vom Original, auch das Ende ist gleich, allerdings wurden viele Elemente verändert, das erste „Rätsel“ ist im Film gar nicht mehr als solches zu identifizieren, sowie die Anzahl der Quests. Beides ist aber aus dramaturgischen Gründen nachzuvollziehen, so sehr ich auch Wades ausschweifende Erzählungen über PacMan und das Leben James Hellidays liebe, diese filmisch interessant und spannend umzusetzen hätte schwierig werden können.
Der Film ist deutlich schneller als das Buch. Während einem das Buch einem an manchen Stellen fast schon zu langsam erscheint, geht im Film alles recht zackig, was zwar für eine gute Dynamik sorgt, aber manchen Momenten die Stimmung stiehlt, wie zum Beispiel beim ersten Aufeinandertreffen von Wade  und Ache, seinem besten Freund, den er aber bis zu einem bestimmten Punkt des Films/Romans nur online kennt, oder das erste Aufeinandertreffen von Wade und Art3mis.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Film deutlich weniger Gesellschaftskritisch und dafür kinderfreunlicher ist. Der Konzern iOi wurde nicht so illegal gezeigt wie er im Buch war, was sehr schade ist, da die kritische Darstellung vom Riesenkonzern dem Roman noch etwas mehr gruselige Realitätsnähe verlieh. Ebenfalls wurde der Tod einer Hauptperson in diesem Zusammenhang weggelassen, was mich allerdings vor den Tränen bewahrt hat.

Insgesamt ist der Film definitiv sehenswert, geht auf jeden Fall noch ins Kino so lange es geht UND lest dann das Buch, um gänzlich in die OASIS einzutauchen.


Freitag, 13. April 2018

Die Stadt der träumenden Bücher

Die wenigsten Menschen würden von sich aus zugeben, dass sie oberflächlich sind. Ja klar, innere Werte sind schön und gut, aber was spricht denn dagegen, dass diese nicht auch noch toll verpackt sind?
Deshalb leugne ich gar nicht erst, dass auch ich dem „Schönem“ verfallen bin. Ich himmle unerreichbare Schauspieler an (ach Eddie Redmayne...) und kaufe manchmal Bücher aufgrund ihres Einbands.
Natürlich weiß ich, dass man das nicht tun sollte, denn ein Einband (eigentlich selbst ein Klappentext) sagt rein gar nichts über den Inhalt aus, deswegen hilft nur: reinlesen (geheiligt seid ihr, oh gemütliche Buchhandlungen, ich bin unwürdig)!
Allerdings muss ich zugeben, dass ich ein Händchen für solche Spontaneinkäufe habe. Eines meiner Lieblingsbücher, den genialen Auftakt der „Silber“-Trilogie, habe ich spontan unter Zeitnot aufgrund seines sehr ansprechend gestalteten Einbandes mitgenommen. Und oh Wunder, die beste Urlaubslektüre die ich jemals gelesen habe – bis jetzt!
Das Buch, um das sich der heutige Eintrag dreht, habe ich schon vor ein paar Monaten gekauft, in einer Buchhandlung in Heilbronn. Ich wollte meinen 17. Geburtstag mit meinen liebsten Freunden feiern, und hatte einen Harry-Potter-Themen-Escape-Room für uns sechs gebucht (nur zu empfehlen!). Wir hatten noch eine gute Stunde bis zum Beginn Zeit, weshalb wir uns in unsere Lieblingsläden dort begaben: GameStop und Osiander (sagte ich schon, dass ich ein Nerd bin?). Einen neuen Osiander-Gutschein in der Tasche machte ich mich auf die Jagd nach einem neuen Buch, als ich in der Fantasyabteilung „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers erblickte. Unzählige gezeichnete Bücher schmückten den Einband, und zogen mich beinahe magisch an. Das ganze Buch war von phantastischen Zeichnungen von Büchern und neuartigen Wesen die sie lasen gespickt, und der Klappentext versprach Spannung: Gefährliche Bücher, die sogar töten können!
Nachdem ich im letzten Sommer die „Die Seiten der Welt“-Trilogie von Karl Meyers durchgehört (ihr habt richtig gelesen, seit ein paar Jahren schon höre ich auch gerne Hörbucher, besonders zum Einschlafen, und diese Trilogie bewirkte so manche Sommernacht genau das Gegenteil) habe ich ein Faible für Romane in denen es um Bücher geht. Und dieser hier schien ganz nach meinem Geschmack zu sein. Als Amateur-Otaku gaben mir die fantasievollen und detaillierten Zeichnungen die mich sofort in eine andere Welt versetzten den Rest, und das Buch wurde gekauft.
Früher las ich mindestens wöchentlich zwei Bücher, in den Ferien sogar täglich, aber nun ja, die Zeiten ändern sich. Mittlerweile kann ich froh sein, wenn ich in der Schulzeit überhaupt noch zum Lesen komme (Schullektüre mal abgesehen). Außerdem fördert es nicht gerade das Leseverhalten in der Freizeit, wenn man sich in der Schule und Theater parallel mit dem „Steppenwolf“, „Faust“, „König Lear“ und der „Dreigroschenoper“ beschäftigt. Die Auswahl an Serien und Filmen ist einfach zu groß um da nein zu sagen, und die Buchdeckel für ein paar Stunden zu (ver)schließen.
In diesen Osterferien kam ich nun endlich dazu das fast 500-seitige Taschenbuch zu lesen. Doch beim Lesen blieb es nicht lange. Innerhalb weniger Tage sog ich es völlig in mich auf, und verschwand für mehrere Stunden am Tag in der wundervollen Welt die Moers erschaffen hatte.
Gleich zu Anfang warnt uns das lyrische Ich, Hildegunst von Mythenmetz, einem Dinosaurier aus Lindwurmfeste, und ein geborener Dichter, dass dieser Roman nichts für sanfte Gemüter sei. Natürlich ignorierte ich das belustigt, doch im Nachhinein würde eine Verfilmung mindestens mit FSK16 betitelt werden und wahrscheinlich ins Horrorgenre eingeordnet. Davon spürt man allerdings auf den ersten hundert Seiten noch gar nichts, die Geschichte beginnt mit unserem Autor, ein noch junger Dinosaurier von 77 Jahren, dessen Dichtpate Danzelot leider verstirbt, ihm aber noch von einem Manuskript berichten kann, welches sein Leben nachhaltig verändert hat. Nach Danzelots Tod will sich Hildegunst selber von der Macht dieses Manuskript überzeugen, und sein Dichtpate hat ihm wahrhaftig nicht zu viel versprochen, noch Tage ist er ganz berauscht von dessen Inhalt. Er beschließt den Verfasser des Manuskripts ausfindig zu machen, um zu lernen so zu schreiben wie er. Denn unser Protagonist hat selbst noch nichts veröffentlicht, was aber nur eine Frage der Zeit sein kann, schließlich liegt den Lindwürmern das Dichten im Blut, sie sind wie geschaffen dafür. Also macht sich von Mytehnmetz auf nach Buchhaim, DIE Stadt für aufstrebende Autoren, die Literaturmetropole Zamoniens, denn er ist ja noch jung, und will die Welt entdecken. So fängt die Geschichte an...

Neben Dinsauriern leben Gnome, Schrecksen, Zyklopen und alles was man sich erträumen kann (oder auch nicht) auf und unter Zamonien. Nicht alle Bewohner sind so freundlich wie es scheint, doch kann man die Welt nicht in schwarz und weiß aufteilen.
Das ist eine der bemerkenswerten Dinge an diesem Roman, die „Bösewichte“ sind mehrdimensional, und teilweise sogar nachvollziehbar. Die unzähligen Illustrationen die das Buch schmücken geben dem Leser zwar von manchen Wesen ein Bild, wie von den wirklich süßen Buchlinge, doch die aller grausigsten Geschöpfe und Orte an die es Hildegunst nicht immer ganz freiwillig verschlägt sind zwar wortreich beschrieben, doch sonst gänzlich der Fantasie überlassen, was fast noch schlimmer ist.
Zudem ist der Roman von Literaturanspielungen durchzogen, da alle Dichter, Autoren, Orte und Genre die im Roman vorkommen zwar erfunden sind, Moers allerdings oft von unserer Welt inspiriert wurde, und ich habe wahrscheinlich nur einen Bruchteil erkannt.
Der Held der Geschichte ist außerdem nicht so weit hergeholt, in dem jungen Dichter mit Schreibblockade erkennt sich wahrscheinlich nicht nur ich wieder, und obwohl er ziemlich viele Gefahren übersteht, tut er dies selten alleine, sondern meist mit Hilfe, auch wenn ihm das nicht immer so bewusst ist, was es dem Leser nur noch realistischer macht. Hildegunst ist keine Superechse, sondern jemand wie du und ich, der die große weite Welt erkunden wollte, und gar nicht weiß wie ihm geschieht.
Walter Moers ist übrigens der Erfinder von „Käptn' Blau Bär“, wofür ich ihn noch mehr bewundere. Seine anderen Bücher kommen definitiv auf meinen Stapel der Schande. „Die Stadt der träumenden Bücher“ ist übrigens auch als zweiteiliger Comic erschienen.

Auf das das Orm uns alle druchströmt!  

Freitag, 6. April 2018

Super Awkward

Ich weiß nicht was ihr in den Ferien so macht. Wahrscheinlich mit Freunden abhängen (oder wie die jungen Leute das heutzutage nennen). Ich unsoziales Wesen decke mich meist mit einem dutzend Bücher ein und verkrieche mich irgendwo hin, meist ins Ausland. Zum Glück fördern meine Eltern dieses Hobby (wenn auch mit Hintergedanken), und der Osterhase brachte mir „Super Awkward“ von Beth Garrod. Im Original, also britischem Jugendslang, gewöhnt man sich aber relativ schnell dran, wenn man regelmäßig seine Nase in englische Literatur steckt (und wer dies nicht tut: schämt euch!).

Natürlich ist „Super Awkward“ keine Belletristik, aber trotzdem SEHR kurzweilig, und definitiv zu empfehlen, wenn man sich mal wieder schlecht und vom Schicksal heimgesucht fühlt. Denn niemand lebt sein Leben so sehr nach der „Murphys Law“ wie die 15 (einhalb!) jährige Bella Fisher. Sie verpasst nicht nur die Party des Jahres, der 16. Geburtstag ihrer besten Freundin Rachel, sondern muss stattdessen mit ihrer verrückten Hippie-Esoterik Mutter und ihrer nervigen großen Schwester Jo auf einem Campingplatz am Arsch der Welt die letzte Ferien Woche vor dem letzten Trimester des Jahres verbringen. So weit, so schrecklich, aber als sie dann ein Foto von ihrem Exfreund Luke geschickt bekommt, auf dem er ein mysteriöses Mädchen küsst, ist ihre Stimmung endgültig im Eimer. Bis sie dann völlig überraschend als Cornflakes-Packung verkleidet ihrem Traummann über dem Weg läuft. Alles schön und gut, doch das waren erst die ersten zwanzig Seiten des über 400 Seitigen Jugendromans, der aber ganz anders verläuft als die Jugendbücher á la Colleen Hoover (die defintiv nicht zu verkennen sind, aber eben auf eine andere Weise schön). Die überschaubaren „oooh, wie romantisch“ Momente wechselnd sich stetig mit unzähligen Fremdschäm- und „WTF?!“-Momenten ab. Trotz den vielen Peinlichkeiten die Bella passieren wirkt der Plot aber nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern eher wie eine dieser Horrorvorstellungen was passieren würde, wenn einfach ALLES schief geht. Was es definitiv tut. Die Protagonistin hatte von der ersten bis zur letzten Seite mein volles Mitgefühl und Verständnis, woran aber auch ihr Charakter Schuld trägt. Bella Fisher ist vielleicht nicht ein so krasser Nerd, wie sie sich im Klappentext selbst beschreibt (vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Obernerd), aber ich kann mich sehr gut mit ihr identifizieren. Eventuell liegt das aber auch nur daran, dass einige Dinge die ihr passiert sind, auch mir schon (zugegebenermaßen in abgeschwächter Form) selbst widerfahren sind. Ich denke aber, dass auch Menschen die nicht so exzentrisch sind wie ich sich in Bella widerfinden können, weil wir alle doch mal in der neunten Klasse waren (oder dieses wundervolle Jahr noch irgendwann erleben).
Auch wenn irgendwann klar ist, dass auch wenn man denkt man Bella Fisher sei ganz unten angekommen, der Boden unter ihr erneut einbricht und sie in neue Tiefen der menschlichen Existenz vordringt, wird es nie voraussehbar wie die nächste Katastrophe ihren Lauf nimmt.
Ich musste mehrmals beim Lesen laut auflachen, und ich habe mich lange nicht mehr so „normal“ gefühlt. Auch wenn ich meine Abweichungen von der Norm wirklich zu schätzen weiß, manchmal ist es schön zu wissen, dass noch verücktere Menschen als ich existieren (wenn auch nur fiktiv).

PS: Meine sehr belesene Tante fand das Buch ebenfalls sehr unterhaltsam, so sehr, dass sie es kurzerhand mir entwendete. Danke. 


Donnerstag, 16. März 2017

Die Zeit

Mit 1.125km/h dreht sich die Erde um sich selbst.
Und wir, weil wir auf der Erde stehen, mit ihr.

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Ich schließe morgens einmal kurz die Augen, und BÄM schon ist eine halbe Stunde rum.
Ich schließe in der Schule einmal kurz die Augen, und BÄM bin ich in der Kursstufe.

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Eltern sagen oft: sie werden so schnell erwachsen.
Zeit ist relativ. 

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Bewegte Uhren gehen langsamer.
Bleiben wir immer in Bewegung und werden immer schneller, vergeht die Zeit langsamer.
Wie paradox das doch ist.

Zeit ist etwas komisches.
Die Zukunft wird so schnell Vergangenheit, ohne dass man die Gegenwart richtig genossen hat.
Wer kam überhaupt auf die Idee, so etwas wie Gegenwart zu bestimmen.
Schließlich ist sie jetzt schon vorbei.
Und jetzt. 
Da, schon wieder.

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Es ist doch gar nicht möglich im Jetzt zu leben, in etwas, das nur so kurz existiert. 
Obwohl im Vergleich zum Universum ist auch unser Leben nur einen Bruchteil existent.
Das Leben aller Menschen zusammen.
Zeit ist komisches.

Wir versuchen sie einzufangen, in kleine Geräte, auf denen wir im Endeffekt auch nur zusehen können wie sie vergeht.
Sie ist etwas so existentielles, alles dreht sich um sie. 
Und doch können wir sie manchmal vergessen. 

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Tik tak tik tak tik tak tik tak.
Sie tickt unaufhörlich weiter, selbst wenn die Uhr kaputt ist wissen wir, dass die Zeit weiter geht.
Wir können sie nicht aufbahren, so sehr wir es auch versuchen.
Mit Marmeladengläsern, Tagebüchern und Fotos.

Die Zeit vergeht.
Sie geht, wohin geht sie denn? 
Richtung Zukunft, ins Ungewisse.
Und wir müssen mit ihr gehen, mit der Zeit.
Sonst überholt sie uns.
Wer will schon überholt sein. 

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Ich will das nicht mehr, ich möchte hier verweilen.
Wer weiß was noch kommt? 

Also renne ich, renne rückwärts gegen die Zeit der Vergangenheit entgegen.
Ich renne so schnell, in der Hoffnung, die Erde möge sich verlangsamen, und mit ihr auch die Zeit.
Ich renne so schnell, wie ich noch nie gerannt bin. Immer nach Osten, immer der Sonne entgegen. 
Bis ich spüre, wie der Boden unter mir bremst.
Erschöpft lächle ich, und möchte stoppen.
Doch ich bin in einem Rausch. Ich laufe weiter, immer weiter, obwohl ich nicht will.
Die Kugel wird langsamer, ganz langsam...
Bis sie schließlich ganz zum stehen kommt.
Für einen Augenblick ist Ruhe, Feuerpause auf der gesamten Welt, alle halten inne, selbst die Zeit.
Bis sie sich wieder in Bewegung setzt.
Jetzt allerdings in die Richtung.

Ehe ich es mich versehe vergeht die Zeit wieder so schnell wie zuvor, sogar noch schneller.
Nur eben andersrum. 

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Die Mauer wird wieder erbaut, Hitler übernimmt die Macht, ich kann alles sehen, nur im Schnelldurchlauf.
Ich schließe einmal kurz die Augen und BÄM steht das Imperium Romanum noch. 
Die Ägypter, Azteken, sogar die Neandertaler erlebe ich. 
Und dann niemanden mehr. 

Das geht mir zu schnell.
Die Zeit vergeht mir zu schnell.

Es ist vorauszusehen was bald folgt.
Mit eigenen Augen werde ich Zeuge des Urknalls.
Und dann ist alles ganz schwarz. 

Schwarz wie mein Kaffee, mein Humor und meine Seele.
Vielleicht war es ja doch ganz gut.
Jetzt vergeht sie wenigstens nie wieder.
Die Zeit.